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13.12.2023

Bistum kooperiert mit Jesuiten bei internationalen Freiwilligendiensten

Die weltwärts-Freiwilligen Paula Eichler und Maria Rösser.

Die weltwärts-Freiwilligen Paula Eichler (links) und Maria Rösser haben gerade die Weihnachtspost des Referats Weltkirche an ihrer Einsatzstelle Ghana erhalten. Selfie: Paula Eichler

Eichstätt. (pde) – Das Bistum Eichstätt und Jesuitenweltweit in Nürnberg, der Missionszweig der Gesellschaft Jesu in Deutschland, bündeln ihre Kapazitäten im Bereich der internationalen Freiwilligendienste. Dazu arbeiten sie zukünftig bei der Vor- und Nachbereitung der Freiwilligeneinstätze und der Kooperation mit den Partnerorganisationen in den Einsatzländern eng zusammen.

Unter dem Dach von „Jesuit Volunteers“ (JV) bleiben die bisherigen Eichstätter Einsatzstellen in der Partnerdiözese Poona in Indien und in der Diözese Koforidua in Ghana erhalten. Das Freiwilligenprogramm „Jesuit Volunteers“ ist eine Kooperation von Jesuitenweltweit in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter der Leitung von Jesuitenweltweit in Nürnberg. Über dieses Programm können künftig auch Jugendliche aus der Diözese Eichstätt einen freiwilligen Dienst im Ausland leisten. „Dadurch haben sie eine größere Auswahl an Einsatzländern“, erklärt Dr. Gerhard Rott, Leiter des Referats Weltkirche. Für den JV-Jahrgang 2023/2024 gibt es Einsatzstellen in Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Griechenland, Indien, Kosovo, Mexiko, Peru, Rumänien und Sambia.

Seit 2019 entsendet das Bistum Eichstätt junge Menschen im Alter von 18 bis 28 Jahren über weltwärts, den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, für ein Jahr ins Ausland. Sie können in ausgewählten Projekten mitarbeiten und so von den dortigen Lebensumständen lernen. Bisher profitierten 17 Jugendliche – nicht nur aus dem Bistum Eichstätt – von diesem Programm, allerdings konnten wegen der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 bis 2022 nicht alle zu ihren Einsatzstellen reisen. Seit 2021 konnten sieben Jugendliche ihren Freiwilligendienst in Ghana und vier in Indien antreten. Die drei Freiwilligen, die derzeit über das weltwärts-Programm in beiden Ländern im Einsatz sind, werden bis zum Ende ihrer Einsatzzeit im kommenden Jahr vom Eichstätter Referat Weltkirche weiter betreut.

Neue Bewerberinnen und Bewerber aus dem Bistum Eichstätt können sich bis zum 15. Januar 2024 ausschließlich in Nürnberg bei „Jesuit Volunteers“ (www.jesuit-volunteers.org) melden. „Unsere Idee ist bei den Jesuiten in bewährten Händen, da der Freiwilligendienst des Ordens auch mit dem weltwärts-Programm kooperiert. Wir sind überzeugt, dass internationale Erfahrungen ein wichtiger Beitrag für die Persönlichkeitsentwicklung von jungen Menschen, für das gesellschaftliche Verständnis von anderen Kulturen und Lebenslagen und eine wachsende globale Solidarität sind“, sagt Rott.

Als „Geschenk Gottes“ nach Indien

Einer der drei Freiwilligen, die derzeit über das Eichstätter weltwärts-Programm im Einsatz sind, ist der 19-jährige Jan Burner aus Tann. Er ist seit August im Projekt Maher in der Eichstätter Partnerdiözese Poona tätig. Maher gibt hilfsbedürftigen Kindern, Frauen und Männern ein Zuhause und bietet unter anderem Kinder- und Frauenhäuser, Tagesstätten sowie verschiedene Bildungs- und Trainingsprogramme an. „Das Kinder- und Frauenhaus Vatsalyadam ist jetzt mein indisches Zuhause“, schreibt Jan in einem Bericht an das Referat Weltkirche. Ihm gefalle das familiäre Klima in der Einrichtung. Auch mit den Lebensbedingungen vor Ort komme er gut zurecht.

Sein Alltag als Freiwilliger beschreibt Jan als sehr abwechslungsreich: „Ich bin an einem Tag an mehreren Stationen und die vielen Eindrücke, die ich dadurch erleben darf, gefallen mir sehr.“ Er arbeite zum Beispiel in einem kleinen Betrieb auf dem Gelände von Vatsalyadam, in dem rund 70 ältere Angestellte, darunter psychisch Kranke und Menschen mit Behinderung unter anderem Badteppiche, Glasuntersetzer, Kleidung (zum Beispiel Saris) sowie Schmuck und andere Dekorationsgegenstände herstellen. Anfänglich sei ihm die Konzentration auf die einfache Arbeit etwas schwer gefallen, inzwischen empfinde er sie als meditativ und entschleunigend. Bei der „Activity Time“ mit behinderten Frauen und Seniorinnen seien diverse Ballspiele und besonders das Tanzen zu indischer Musik beliebt. Im „Boys Home“ von Vatsalyadam unterstütze er Buben im Alter von sieben bis zwölf Jahre von der English Medium School beim Erledigen ihrer Hausaufgaben. „Das kann auch schon Mal anstrengend sein“, berichtet Jan.

Ein „glückliches und durchaus prägendes Erlebnis“ in der Produktion habe ihm bereits Anfang September gezeigt, dass sein Einsatz Menschen in Indien helfe. Zwei Wochen lang habe er Armbänder angefertigt und schon den Eindruck gehabt, es handele sich um reine „Beschäftigungsarbeit“. Dann habe eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern Vatsalyadam besucht und der Einrichtung an einem Tag einen Umsatz von 2000 Rupien allein aus dem Verkauf von Armbändern generiert (ein Armband kostet 60 Rupien, in Euro umgerechnet 60 bis 80 Cent). Alle in dem kleinen Betrieb seien darauf stolz gewesen, eine Mitarbeiterin hätte gesagt, Gott habe ihn als Geschenk nach Indien geschickt. „Ich bin an diesem Tag so richtig angekommen“, erzählt Jan. „Deshalb bin ich froh, die Möglichkeit zu haben, den Freiwilligendienst für ein Jahr ausüben zu können, da die Einarbeitungs- und Eingewöhnungsphase in einem fremden Land länger ist als in der Heimat, und ich jetzt noch lange die Gelegenheit habe, die Zeit hier zu genießen.“ Im Kinder- und Frauenhaus Vatsalyadam sei unvermeidbar, auch mit schweren Schicksalen in Berührung zu kommen. Er versuche, sich dabei nicht emotional aufladen und herunterziehen zu lassen. Dauernd Mitleid zu fühlen helfe den Menschen nicht. „Nur mit einem positiven Gemüt und einem guten Engagement bei der Arbeit kann ich ihre Lage wenigstens ein kleines Stück verbessern“, ist sich Jan sicher.